THIS WAS PEACECAMP – Sümeyra, Austrian delegation
von von Sümeyra Coskun 17, START-Vorarlberg/Österreich
In den Ferien ein 10-tägiges Camp in Niederösterreich verbringen… kling ja ganz normal. Doch was für ein Camp ist das und welche Menschen nehmen daran teil? Das war das PEACEcamp 2014, an dem jeweils 8 Schülerinnen und Schüler aus Österreich, Ungarn, Palästina und Israel, aber auch 13 Begleitpersonen teilgenommen haben. Wie schon begreiflich, sind sie alle Promotoren des Friedens, in dem sie sich die Zeit für so ein Camp nehmen.
Es ist nicht selbstverständlich, dass junge Menschen im Alter von 14 – 19 Jahren einen Teil ihrer Ferien dafür ausgeben, um etwas für den Frieden beizutragen. Aber wie ist das machbar? Zuerst einmal war es wichtig, Frieden für uns individuell zu definieren. Für mich, als muslimische Vorarlbergerin, Österreicherin und Europäerin bedeutet Frieden nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern vor allem gemeinsam leben zu können, den Menschen vor seiner Religionszugehörigkeit, Nationalität oder seinem Aussehen zuallererst als MENSCHEN zu sehen.
In einem Land wie Österreich, wo viele Kulturen miteinander leben, versuche ich diese Vielfalt zu schätzen und allem gegenüber mit den Prinzipien Respekt, Liebe, Akzeptanz und Toleranz entgegenzukommen. Das kann besonders durch den Dialog bestärkt werden. Denn es geht kein Weg am Dialog vorbei, dass wir einander verstehen. Durch den Dialog werden Brücken gebaut und Gemeinsamkeiten gefunden. Und genau das war meine Motivation, am Peacecamp 2014 teilzunehmen.
ERFAHRUNGSBERICHT…… einer Wiener Teilnehmerin
Einige Tage nach dem Camp übermittelte Josipa Cvitić START-Wien Stipendiatin (16) einen reflektierten persönlichen Erfahrungsbericht, hier ist er:
Peacecamp. Bei dem Wort denkt man womöglich an eine Runde naturliebender Tagträumer, die eine Friedenspfeife rumgehen lassen oder an eine Gruppe von Menschen, die mit bunt bemalten Gesichtern Bäume umarmen. Jedenfalls kommen nicht Gedanken von Tränen, Wutausbrüchen oder zugeschlagene Türen auf.
Warum eigentlich nicht? Schließlich gingen während des Peacecamps 2014 in Lackenhof Tränen Hand in Hand mit Diskussionen über Frieden. Diesen Sommer waren rund drei Dutzend Jungen und Mädchen aus vier verschiedenen Ländern in einem kleinen Dorf untergebracht, um dort einerseits ihre Meinungen zu vertreten, Neues über andere Kulturen aber auch zuhören zu lernen.
Gleich am ersten Tag wurden wir gefragt, was unsere Erwartungen für die kommenden zehn Tage sind. „Ich möchte meine Perspektive schildern, neue Menschen kennen lernen und zuhören“ , war die am öftesten gegebene Antwort. Gleich in der ersten „Large Group“, einer zweistündigen Diskussionsrunde, an der alle PeacecamperInnen und alle BetreuerInnen teilnehmen müssen, kam der mehr als schwierige Konflikt des Nahen Osten auf. (Meist wird das Gespräch mit einer Frage eingeleitet und in eine bestimmte Richtung gelenkt, damit die Themen abwechslungsreich bleiben.) Fragen wurden gestellt, verschiedene Meinungen eingeholt und unterschiedliche Situationen geschildert. Ob man nun erzählt bekommt, wie die Checkpoints an der Grenze zum West-Jordanland funktionieren oder was genau in den vor kurzem geschehenen Kidnappings von drei israelischen und einem palästinensischen Jungen passiert ist, fast immer glitzerten Tränen in den Augen einer oder mehreren Personen. Niemand hat erwartet, dass es leicht ist. Niemand hat erwartet, dass wir zu einer Lösung kommen. Und doch spürte ich eine gewisse Enttäuschung, die nicht abzuschütteln ist. Schließlich kamen doch insgesamt 32 Jugendliche aus den unterschiedlichsten Ländern zusammen, um zu diskutieren und zu einer friedlichen Lösung zu kommen.
Nach einigen Tagen, in denen wir zusammen Musik gemacht, geschauspielt, eine Menge verschiedener Spiele gespielt, Wörter in einer fremden Sprache gelernt und anderen beigebracht, gelacht, Sport gemacht, geweint, das Essen, die Zimmer geteilt haben und viel gegangen sind, ist mir klar geworden, dass es genau das ist, was wir in diesem Camp erfahren sollen. Es sind nicht nur die Fakten und die Hintergrundgeschichten, die wir lernen sollten, sondern vor allem das weit unterschätze Zuhören, das Konfrontieren und das Mitfühlen. Es stimmt, dass wir PeacecamperInnen zu keiner Lösung kommen konnten, aber wir konnten dennoch Freundschaften schließen und selbst mit Jungen und Mädchen „von der anderen Gruppe“ Freude teilen. Letztendlich war es wichtiger was die Eigenschaften eines Menschen und seine Gedanken zu einem Thema waren, als die Herkunftsgeschichte oder die seines Landes. Nicht nur, aber vor allem wegen dieser Erkenntnis hat sich die Teilnahme schon gelohnt.
Mehr Infos und Fotos: Kurier Artikel: Jugendliche zeigen wie Frieden möglich wäre