Yalla – arabisch-jüdische Berührungen im Jüdischen Museum Hohenems

Text von Denys Samborskyi

Österreich ist ein Land mit einer äußerst abwechslungsreichen Geschichte, die sich nicht auf die mittelalterlichen Kämpfe zwischen deutschen Feudalherren, die Hinterzimmerpolitik großer Reiche oder die jüngst vergangenen beiden Weltkriege beschränkt. Es gibt viele andere, weniger bekannte, aber nicht weniger interessante Bereiche der Geschichte. Ein gutes Beispiel dafür ist Entwicklung jüdischen Lebens in Österreich. Eine ausgezeichnete Gelegenheit, sich damit vertraut zu machen, bietet das Jüdische Museum Hohenems. Obwohl die Schweiz das Zentrum des modernen europäischen Judentums ist, verfügt die jüdische Diaspora Vorarlbergs über eine reiche Geschichte, da Hohenems im Mittelalter an einer wichtigen Handelsroute Europas von den Apenninen nach Mitteleuropa lag.

Im Jüdischen Museum Hohenems https://www.jm-hohenems.at/ wird derzeit die Sonderausstellung Yalla gezeigt. Sie ermöglicht es den Besuchern, die Geschichte der Juden durch das Prisma der zeitgenössischen Kunst zu betrachten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der jüngeren Geschichte der letzten drei Jahrhunderte. Vor der Gründung Israels im Jahr 1948 lebte der größte Teil der Juden weltweit in Ost- und Mitteleuropa sowie in Nordafrika und im Nahen Osten, überwiegend in Gebieten, die Teil des Osmanischen Reiches und des französischen Kolonialreiches waren. Trotz religiöser und kultureller Unterschiede gelang es ihnen, fast zwei Jahrtausende lang relativ friedlich mit der lokalen Bevölkerung zusammenzuleben.

Die Ereignisse der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts veränderten jedoch die Situation grundlegend: Zunächst zerfiel das Osmanische Reich, was zu einer Reihe lokaler Konflikte, einem Anstieg des arabischen Nationalismus und der anschließenden Vertreibung von Juden führte. Die meisten von ihnen waren gezwungen, nach Europa zu fliehen. Auch der Zerfall des Russischen Reiches hatte erhebliche Auswirkungen auf die Migration der jüdischen Bevölkerung innerhalb Europas – die neu gegründeten unabhängigen Staaten auf seinem Territorium, wie Polen oder die baltischen Länder, verfolgten nationalistische Politiken und standen den Juden feindlich gegenüber. Den Schlusspunkt setzte das Dritte Reich mit seiner antisemitischen Politik und dem Konzept der sogenannten „Rassenreinheit“. Ohne Übertreibung wurden Hunderttausende Juden gezwungen, das europäische Festland zu verlassen oder wurden Opfer des nationalsozialistischen Systems. Zum Glück fand dies 1945 ein Ende, aber die Geschichte war damit noch nicht abgeschlossen.

Durch den Abzug der britischen Kolonialtruppen aus dem Mandatsgebiet Palästina infolge einer UNO-Resolution im Jahr 1948 wurden zwei Staaten gegründet: Israel und Palästina. Dies markierte ein neues Kapitel in einer ohnehin blutigen Geschichte. Die Region wurde geteilt, und jedes Land befand sich unter dem Einfluss eines der politischen Blöcke. Angestachelt von neu gewonnener Freiheit, politischen Ambitionen, nationalistischen Ideen und religiösem Fanatismus, erhöhten die lokalen Politiker die Spannungen in der Region – der Kalte Krieg drohte, in eine „heiße“ Phase überzugehen. Dies führte zu einer Reihe arabisch-israelischer Konflikte, die viele sinnlose Todesfälle nach sich zogen.

Die Ausstellung im Jüdischen Museum Hohenems widmete sich vor allem den moderneren Ereignissen im Nahen Osten sowie den historischen Beziehungen zwischen jüdischen und arabischen Völkern. Sie beleuchtete überwiegend die Ereignisse der letzten hundert Jahre. Künstler der zeitgenössischen Kunst bemühten sich, bestimmte Momente aus der Geschichte des jüdischen Volkes darzustellen, die ihnen besonders nahe standen oder mit ihnen direkt verbunden waren. Dadurch bot sich nicht nur die Möglichkeit, die Werke der Meister zu genießen, sondern auch die Geschichte nicht aus der Perspektive eines Beobachters, sondern als direkt Betroffener zu betrachten.

Trotz der Besonderheiten zeitgenössischer Kunst und widriger Wetterbedingungen nahmen sich die Stipendiaten des START-Stipendiums die Zeit und fanden die Kraft, die Ausstellung Yalla. Arabisch-jüdische Berührungen am Samstag im Jüdischen Museum Hohenems zu besuchen, was sich als sehr interessant und lehrreich erwies.

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