Seit einigen Monaten haben StipendiatInnen, Alumni und ehrenamtliche MentorInnen vom Lernhilfeprojekt TANMU (https://www.start-stipendium.at/projekte) regelmäßig die Möglichkeit eine von Sonja Brauner und Ricarda Perz von Hemayat begleitete Supervision zu besuchen.
Dieses Mal besprechen wir “Interkulturelle Kompetenzen”. Dieses Thema ist auf Wunsch einer Alumna, die sich ehrenamtlich engagiert, aufgekommen. Wir sind eine angenehm kleine Runde an diesem Mainachmittag und nach einer kleinen Vorstellrunde starten wir in die Diskussion. Wie geht man damit um, wenn jemand, den man ehrenamtlich betreut, Dinge anders sieht als man selber? Vor allem, wenn man sich ehrenamtlich engagiert, ist man ja mit seinem Herz bei der Sache und wenn man Jugendliche betreut, werden diese ja auch ein bisschen wie eigene Geschwister. Wenn ein Jugendlicher/eine Jugendliche dann eine politische Meinung vertritt, die man selber gar nicht so sieht, ist das erstmal ein Schock. Wie kann man in solchen Momenten einen klaren Kopf behalten und es richtig für einen selber verarbeiten? Und wie schafft man es hinter der Meinung des Anderen, die wir nicht vertreten, weiterhin den Menschen zu sehen, dem wir helfen wollen?
Zusammen mit Sonja und Ricarda versetzen wir uns in die Lage der BetreuerIn und des Jugendlichen. Wie fühlen sich die zwei Seiten, wenn sie merken, dass die jeweils Andere gegenteiliger Meinung ist?
Wir überlegen welche veschiedenen Gefühle sich in diesem Moment bei Beiden abspielen und kommen zu dem Schluss, dass es oft mehr Hintergründe zu Meinungen gibt, als einem oft bewusst ist. Vor allem die Meinung von Jugendlichen ist meistens durch die Familie und das Umfeld beeinflusst. Was nach dem Reinfühlen in eine andere Person wichtig ist: Danach schön rausklopfen und rausschütteln 🙂
Am Ende bekommen wir noch folgende Aufgabe:
„Bitte nehmen Sie Ihren Platz im Raum ein, wo Sie sich am wohlsten fühlen.Stellen Sie sich bitte Ihren inneren sicheren Ort vor. Wie im Therapiesetting kann es sich um einen realen oder irrealen Ort handeln. Menschen, Wesen, Krafttiere können da sein oder auch nicht. Wie sieht Ihre Landschaft aus? Welche Ihrer Sinne werden angesprochen?
Um den inneren vertrauten Raum für sich zu konkretisieren, bitte ich Sie, innerhalb von ca. zehn Minuten folgende Fragen zu beantworten.“
- Wo sind Sie geboren?
- Welche Nationalität, Sprache, Konfession, welchen Beruf hatten Ihre Eltern?
- In welcher Landschaft verbrachten Sie Ihre Kindheit?
- Wie waren Ihre Beziehungen zu den einzelnen Familienmitgliedern?
- In welcher Geschwisterreihe stehen Sie?
- Welche Familiengewohnheiten prägten Sie?
- Gab es Umzüge?
- An welche Sinneseindrücke erinnern Sie sich (Gerüche, Farben, Geräusche, Berührungen…) in Bezug auf Umgebung, Natur, Haus, Garten, Tiere, Menschen…
- Welche Spiele mochten Sie?
- Gab es Rituale im Tagesablauf?
- Wie war die Erwartungshaltung an Sie?
- Was war Ihre erste Erinnerung?
- Bitte schauen Sie jetzt auf die Landkarte und wählen Sie nun ein Land mit einem Kulturkreis, der Ihnen fremd ist. Überlegen Sie sich eine Identität, die Ihrer eigenen Identität und Ihren Erfahrungen nicht nahe ist.
- Versuchen Sie dann nochmals mit dieser Identität den Fragebogen durchzugehen.
- Kurzer Austausch mit der Idee, Ihre neue Identität in den Raum zu holen.
- Sie soll sich ebenfalls einen Platz im Raum suchen.
- Austausch über Blickwinkel, Sichtweisen und Ideen, die vielleicht neue Perspektiven bieten.
Diese Methode hilft echt gut, wenn man in einer emotionalen Situation ein bisschen mehr Weitblick braucht. Ein Stipi erstellt den Lebenslauf eines Jungen, der in Peru aufgewachsen ist und auch wenn er viele Unterschiede fand, fand er auch viele Ähnlichkeiten. Menschen und Meinungen sind unterschiedlich, aber es tut immer wieder gut, sich auf das zu besinnen, was man mit jemandem gemeinsam hat. Und oft ist das auch einfach, dass der Geruch von Sonnencreme beide an ihre Kindheit denken lässt.
Danke für den tollen Nachmittag Sonja Brauner und Ricarda Perz von Hemayat!