Euthanasie oder das Thema über das zu wenig gesprochen wird

Erfasst, verfolgt, vernichtet – Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus“ – lautet der Titel, der Wanderausstellung welche unsere StipendiatInnen am 20. April im Unipark Salzburg besuchten. In der NS-Zeit galten geistig oder körperlich behinderte sowie psychisch erkrankte Menschen als „weniger wert“ und wurden systematisch erfasst und größtenteils getötet. Die StipendiatInnen erzählen von ihren Eindrücken zur Euthanasie-Ausstellung:

 

„Ich fand es überraschend, dass die Personen auf den Portraits “schwachsinnig” gewesen sein sollten. Und auch, dass es in Österreich solche Arten von Psychiatrien während des NS gegeben hat und dass es diese Psychiatrien noch gibt (aber nicht in der Art wie wir es aus dem NS kennen).“

– Stipendiatin Stefanie Nguyen

 

„Die Ausstellung enthielt viele Informationen, auf die ich bei der Erarbeitung meiner VwA bereits gestoßen bin. Daher hatte ich eine grobe Ahnung über die Behandlung von Personen mit Beeinträchtigungen im Nationalsozialismus. Es gibt viele Parallelen zu der Vorgehensweise bei den Opfern der Menschenexperimente in den Konzentrationslagern. So versuchte man auch bei diesen die Machenschaften der Öffentlichkeit vorzuenthalten. Sowohl bei den Menschenversuchen im KZ als auch bei den Insassinnen und Insassen der Heilpflegeanstalten waren die Todesursachen, die man den Angehörigen mitteilte, falsch und dienten rein dazu, kein Misstrauen innerhalb der Bevölkerung zu hinterlassen. Dass man sich jedoch so viel Mühe gegeben hat, die Spuren zu verwischen, indem man andere Heilpflegeanstalten als Absender für die Mitteilungen an die Angehörigen angegeben hat, war für mich neu.“

Stipendiatin Hevidar Mahmud

„Von der heutigen Ausstellung, fand ich den Abschnitt über die Zwangssterilisationen sehr interessant. Die Menschen mussten sich sterilisieren lassen, um das Übertragen von Krankheiten zu mindern. Sie wurden wegen Diagnosen wie ‘Schwachsinn’ oder Schizophrenie sterilisiert und konnten deswegen keinen Nachwuchs bekommen. Viele starben auch an der Operation, die ihnen aufgezwungen wurde.“

-Stipendiatin Cynthia Dionela

 

„Am interessantesten fand ich die Dokumente bzw. Bilder zu den einzelnen Fällen. Diese Beweise brachten mich zum Nachdenken, wie bereit man sein kann für eine Ideologie etwas Unmenschliches zu tun. Ich denke, dass diese Ausstellung das Thema ganz gut und klar dargestellt hat und daher konnte ich Vieles mitnehmen und lernen.“

-Stipendiatin Liza Angelee Arcilla

 

„Eines der interessantesten Fakten zu lesen war, dass nach dem Tod eines “psychisch Kranken” die Familie des/der Kranken einen Brief aus “dem Pflegeheim” zugeschickt bekommen haben. In dem Brief war ein erfundener Grund für den Tod zu lesen und er wurde von einem anderen, viel weiter weg liegenden, Pflegeheim abgesendet, um so den offenen Fragen der Familie zu ‚entkommen‘.”

-Stipendiatin Amina Salarzai

 

Schließlich lässt sich sagen, dass unsere StipendiatInnen den Eindruck hatten, dass über das Thema Euthanasie viel zu wenig offen gesprochen wird und dies auch im Schulunterricht zu wenig behandelt wird. Ihr Interesse zu diesem Thema zeigten sie dann auch in unserer kleinen Diskussionsrunde, die wir am Ende der Ausstellung abhielten.

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