Fatema „Was bedeutet START für mich?“

Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Unterstützer*innen und Förder*innen des START-Stipendiums! Liebe Freundinnen und Freunde und liebe Katrin, liebe Aleks und liebe Samira, ich möchte meine Rede mit einem kurzen Zitat aus den Menschenrechten beginnen: Ganz einfach: „Jeder Mensch hat das Recht auf Bildung.“ Bereits 1948 haben 160 Länder die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte unterschrieben.

Mein Name ist Fatema Ahmadi, ich bin 20 Jahre alt und komme aus Afghanistan. In meiner Heimat ist es nicht selbstverständlich, dass alle Menschen gleichberechtigt werden, z.B. dass alle dieselbe Chance haben, eine Schule zu besuchen und schon gar nicht eine höhere Bildung zu absolvieren. Und für Mädchen und Frauen ist es sowieso umso problematischer.

Ich bin mit meiner Familie seit 2013 in Österreich und bin in der 3. Klasse Mittelschule in das österreichische Schulsystem eingestiegen, ohne ein Wort deutsch sprechen zu können. Heuer habe ich im Juni an der HLW 10 Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe die Matura absolviert und nun studiere ich Gesundheits- und Krankenpflege an der Fachhochschule Campus Wien.

Ich möchte jetzt kurz noch einmal ein paar Jahre zurückblicken, damit ich die Bedeutung, die die Matura und mein Studienbeginn für mich haben, auch Ihnen und euch deutlich machen kann. Aber auch zeigen möchte, wie wichtig die Unterstützung, vor allem durch das START Stipendium und alles was dazu gehört für mich war.

Wie kam ich überhaupt zu START:

Vor 6 Jahren besuchte ich die Tanmu Nachhilfe – ich wollte unbedingt nach der Mittelschule eine höhere Schule besuchen und bereits damals war mein Ziel, die Matura zu absolvieren. Ich hatte mich erkundigt, welche Möglichkeiten es gibt und entschied mich für eine BHS – also eine Schule wo ich Matura habe und gleichzeitig aber schon eine Berufsausbildung, in meinem Fall im Bereich Gastronomie und Hotellerie.

Beinahe scheiterte meine Schullaufbahn gleich vor dem Beginn, nicht weil ich nicht aufgenommen wurde, sondern, weil ich für die Ausbildung Berufskleidung benötigte, die sich meine Eltern nicht leisten konnten. Schon seit immer war ich als älteste Tochter für die behördlichen Sachen zuständig und mir war klar, dass sich das nicht ausgehen wird. Ich war traurig und hoffnungslos und musste akzeptieren, dass meine Eltern sich das nicht leisten können und somit ich die Schule nicht besuchen kann.

Durch Tanmu bin ich auf den Verein START-Stipendium gestoßen.  Durch die Gespräche mit Katrin Triebswetter und Katrin Bernd bekam ich wieder Hoffnung.  START übernahm nämlich die Kosten für meine Berufskleidung und hat mir somit den Zugang zur Schule ermöglicht.

Ich bin so froh, dass so etwas wie das START in Österreich existiert. Manchmal können kleine finanzielle, aber auch emotionale und persönliche Unterstützungen die Zukunft eines jungen Menschens im Positiven verändern und beeinflussen. Wie bei mir!

Aber nicht nur die finanzielle Unterstützung durch den Verein START-Stipendium hat mich positiv in meiner Weiterentwicklung beeinflusst. Ich konnte mich ebenso im Bereich Bildung weit über das Schulische hinaus weiterentwickeln, aber auch meine Persönlichkeitsentwicklung wurde sehr unterstützt. Ganz wichtig vor allem die Exkursionen haben mir Einsicht in Dinge gebracht, die ich sonst wahrscheinlich nie bekommen hätte. Und vieles mehr…

In diesen 5 Jahren habe ich so vieles geschafft, dass ich es immer noch nicht glauben kann:

  • Alle wollten, dass ich in die 3-jährige Fachschule wechsele – also ohne Matura, weil ich in so vielen Fächern Deutch, Englisch und vieles mehr Schwierigkeiten hatte.
  • Jedoch habe ich alle Fächer mit viel Kraftaufwand von mir jedes Jahr ohne Nachprüfungen geschafft, sogar durch die schwierige Zeit der Pandemie.
  • Und dann war es so weit im Mai 2021 hatte ich dann die Matura in der Tasche! Wer hätte das jemals gedacht – ich zwischendurch manchmal nicht
  • Und jetzt bin ich seit September eine Studentin, noch dazu eine berufstätige, da ich im Sommer auch von zu Hause ausgezogen bin und muss ich nun weitgehend für mich selbst sorgen.

Die letzten Jahre waren nicht einfach für mich, ich bin oft an meine Grenzen gekommen. Auch die Sorge um meine Familie, meine Eltern meine Schwestern – wie es immer weitergehen wird, haben mich stark gefordert.

Nun habe ich alles in der Hand und bin stolz, dass ich so weit kommen konnte, und da haben das START-Stipendium und die Menschen, die ich dadurch kennenlernen durfte, zum einen meine beste Freundin Samira und auch Menschen in meinem Privatleben (hier bedanke ich mich persönlich bei ihr die Ruth- meine große Heldin) einen großen Anteil dran. START hat mich in schulischer, finanzieller aber manchmal auch privater Hinsicht unterstützt. Meine beste Freundin und die Ruth haben mich vor allem im privaten Leben durch dick und dünn in jede Situation unterstützt. Sie waren in meinem Glück, in meiner Trauer, an jeder neuen Erfahrung beteiligt und haben mich unterstützt. Ich bin so dankbar und stolz, dass ich von solchen wunderbaren und einzigartigen Menschen umgeben bin. Das macht mich glücklich, jede Erinnerung macht mich glücklich und ich fühl mich wertgeschätzt.

Dafür möchte ich auch hier heute Danke sagen!

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