Im Rahmen der „Akademie des Verlernens“, einer Programmreihe der Wiener Festwochen war am 19.5. Carolin Emcke zu Gast. Sie trug Auszüge aus ihrem Essay „Gegen den Hass“ vor, mit dem sie 2016 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde.
Carolin Emcke sprach Themen und Erfahrungen an, die viele unserer StipendiatInnen nur zu gut nachvollziehen können. Die Ausgrenzung basierend auf stereotypen Pauschalisierungen einzelner Menschen und die oft damit verbundene Hilflosigkeit, sich dagegen zu positionieren. Wie können wir gegen den Hass sprechen? Was tun gegen die zunehmende Salonfähigkeit von Diskriminierungen, sei es der Hass gegen „die“ Ausländer*innen, „die“ Flüchtlinge, „die“ Muslim*innen, „die“ Juden*Jüdinnen, „die“ Ungläubigen, „die“ Homosexuellen, „die“ Medien oder „die“ Politiker*innen. Denn das ist es, was laut Emcke den Hass ausmacht: Er kollektiviert, er pauschalisiert, er verdeckt die Individualität Einzelner. Und gewinnt dadurch seine Kraft.
Gegenrede ist möglich, so Emcke. Indem das individuelle der so verunglimpften und pauschalisierten Menschen wieder hervorgehoben wird. Indem auf die Strukturen verwiesen wird, die notwendig sind, um den Hass zu ermöglichen, ihm Raum zu geben. Und in dem wir aus uns heraus gehen und auf die_den anderen zu. Und gemeinsam, als starke Zivilgesellschaft, die sich nicht einschüchtern lässt. Und auch die kleinen Momente der Gegenrede sieht und stärkt. Emcke plädierte für ein Lob des Vielstimmigen, des „Unreinen“, des Individuellen. Und gab zu bedenken, dass der Schutz dieser Vielfältigkeit auch ein Schutz für jede und jeden Einzelnen ist. Denn ist die Freiheit der anderen geschützt, ist die Individualität der anderen geschützt, so bedeutet das immer auch Schutz der eigenen Freiheit.
Die Rede, die sie 2016 anlässlich der Preisverleihung gehalten hat, können Sie auch hier nachhören: