An zwei Wochenenden fand das Kunstprojekt „Unseren Kleidern auf der Spur & Upcycling von Textilien“ von START-Wien in den Räumlichkeiten des Recycling Kosmos statt. Esther Weinberger und Gudrun Büsel gestalteten die Kurstage mit den 16 Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Ziel war es, den Jugendlichen einen Einblick hinter die Kulissen der Modeindustrie zu geben und alternative Handlungsmöglichkeiten mittels Upcyclings aufzuzeigen. Die billigen Kleidungsstücke, die in immer schnelleren Abständen auf den Markt kommen, mögen zwar modisch sein, allerdings haben sie einen negativen Einfluss auf die Umwelt und die Arbeiter und Arbeiterinnen. Schon beim Anbau der Rohfasern beginnt die Auswirkung auf die Erde – hoher Wasserverbrauch und Pestizide sind hier die Stichworte. Weitere Umweltauswirkungen kommen beim Färben und bearbeiten der Stoffe hinzu. Um die Kleidung so billig verkaufen zu können, werden die Arbeitskräfte ausgebeutet und so schlecht bezahlt, dass sich die meisten ohne Überstunden kaum ihre Grundbedürfnisse befriedigen können.
Diese Fakten gehören dazu, wenn man den Umgang mit Kleidung verbessern möchte. Sobald die Hintergründe erkannt werden, entsteht der Mut zu handeln. Aus alten Kleidungsstücken etwas Neues zu kreieren, das auch wieder einen Nutzen hat, schont Ressourcen, verlängert deren Lebenszyklus und potenzieller Müll wird vermieden. Hinzu kommt auch noch der Aspekt der Kostenersparnis und die Förderung der Kreativität.
Der erste Tag startete mit einer Vorstellungsrunde und einem Film als Einstieg in die Thematik. Dieser zeigte die schlechten Arbeitsbedingungen von Arbeitern und Arbeiterinnen einer Textilfabrik und die unzureichenden Schutzmaßnahmen vor allem im Umgang mit schädlichen Bleichmittel. Anschließend wurde ein World Café zu den Themen soziale Aspekte in der Produktionskette, globale Auswirkungen und negative Umweltfaktoren und mögliche Alternativen und Handlungsmöglichkeiten gestaltet. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren sehr aktiv dabei und teilten sich anschließend in drei Gruppen ein, um diese Themen die kommenden Termine zu bearbeiten.
Nach der Mittagspause ging es an den praktischen Teil. Zuerst wurde die Nähmaschine und deren Handhabung erklärt, da viele noch wenig Erfahrung mit dem Nähen hatten. Außerdem konnten sie anhand einiger Upcycling-Beispiele von Esther sehen, was man alles aus Jeans, T-Shirts und Co machen kann. Als Abschluss jedes Tages machten wir eine Feedbackrunde und auch eine Präsentation der Werkstücke.
Nachdem zwei Nachmittage lang jeder an seinen Werkstücken arbeiten konnte und somit auch Übung in der Handhabung der Nähmaschine hatte, wurde die Aufgabe abgewandelt, um wieder etwas Abwechslung zu schaffen und weitere Anreize zur Kreativität zu kreieren. Hierbei wurde nun auch in Gruppen an einem Upcycling-Stück gearbeitet, um gemeinsam zu neuen Ideen zu kommen. Herausforderung dabei war, sich auch einig zu werden und Kompromisse einzugehen, welche die Gruppen auch gut meisterten.
Die vier Tage vergingen wie im Flug und es war großartig zu sehen, mit welcher Begeisterung sich die Jugendlichen an die Recherchen zu der Modeindustrie und auch an die kreativen Lösungen gemacht haben. Wir hoffen, dass sie einiges an neuen Informationen mitnehmen konnten, Kleidung mit anderen Augen betrachten und einfach bewusster durch den Alltag gehen. Bei der letzten Feedbackrunde haben wir auch noch gemeinsam die Präsentation geplant und verschiedene Verantwortungsbereiche aufgeteilt. Wir freuen uns schon sehr auf die Präsentation sowohl von den Resultaten der Recherche als auch von den Resultaten von den Upcycling- und Nähprojekten. Anschließend wird der Abend mit einer Kleidertauschparty und somit als eine ressourcenschonende Shopping-Alternative verbracht.
START-Wien bedankt sich herzlich bei Gudrun Büsel – Workshopleitung Kunstprojekt “Klamottenkunst” – für den Nachbericht!