Jedes Jahr ermöglicht START den Stipendiaten und Stipendiatinnen, die ein Jahr vor der Matura stehen, Deutschlands Hauptstadt zu besuchen und der Geschichte und Politik Berlins besser kennenzulernen. Heuer fand die Berlinwoche in den Osterferien vom 21.03-25.03 statt.
Nachdem am Flughafen Berlin Tegel die Stipis und BetreuerInnen der verschiedenen Bundesländer aufeinander trafen, ging es gemeinsam zum Hostel, wo wir das Gepäck abladen und uns austauschen konnten. Dann ging es schon zum gemeinsamen Abendessen.
Die Tage der Berlinwoche waren voll mit interessanten Führungen und Workshops. So gingen wir am ersten Tag zu einem ehemaligen Stasi-Gefängnis/der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, wo wir von Zeitzeugen durch das Gebäude geführt wurden. Uns wurden die verschiedenen Zellen und Verhörsäle nicht nur gezeigt – in jedem Raum wurde uns eine wahre Geschichte bzw. die persönlichen Eindrücke und Erinnerungen der Zeitzeugen dazu erzählt. Nach dieser beeindruckenden Führung bekamen wir den Nachmittag frei, um uns selber in Berlin umzusehen. Einige Stipis nutzen die freie Zeit, um das Pergamonmuseum zu besuchen – ein Museum, das auf jeden Fall einen Besuch wert ist.
Am Abend trafen wir uns im Maxim Gorki Theater, wo wir uns die Vorstellung ,,In unserem Namen‘‘ ansehen durften. Das Theater stellte das Thema Flucht sehr originell dar und ermöglichte am Schluss sogar den direkten Austausch mit den Darstellerinnen und Darstellern.
Der Mittwoch beschäftigte sich mit der Flucht und der Ermordung der Juden. Passend dazu besuchten wir zwei Workshops. Der erste fand im Jüdischen Museum statt und stand unter dem Thema ,,Gehen oder bleiben? ‘‘. Nach ein paar auflockernden Spielen, die sich ebenso um das Thema Flucht drehten, durften wir in Kleingruppen Bilder, Briefe, Telegramme, Gesetzte und sogar Zeugnisse analysieren. Abschließend wurden wir durch das Gebäude geführt und bekamen dann noch die Möglichkeit, uns selber umzusehen. Besonders gefiel uns der Garten sowie der Holocaust – Tower.
Der zweite Workshop fand am späten Nachmittag beim Mahnmal für ermordete Juden Europas statt. Wieder in zwei Gruppen aufgeteilt, wurde uns etwas über das Denkmal selbst erzählt. Im Anschluss sollten wir durch die Ausstellung gehen und ein Kleingruppen Arbeitsaufträge erledigen. Die Aufträge führten uns durch vier Räume: Raum der Dimensionen, der Familien, der Namen und der Orte. Jeder Raum erzählte Geschichten, die uns berührten. Zum Abschluss wurden die erarbeiteten Informationen vor der Gruppe vorgestellt. Mit einem gemeinsamen Abendessen ging dieser doch sehr traurige aber informative Tag zu Ende.
Um die Politik Deutschlands drehte sich der gesamte Donnerstag. Unser erstes Ziel war der Bundesrat, wo man uns kurz durchs Gebäude führte und uns über die Geschichte des Bundesrats erzählte. Besonders imposant zeigten sich die drei Grazien, die auf der Decke um uns herum ,,tanzten‘‘. Nachdem wir das Gebäude gesehen hatten, konnten wir unser Wissen über die Politik Deutschlands zeigen – einige ergriffen diese Möglichkeit. Parallel dazu frischten wir unser Wissen über das System in Österreich auf und versuchten, Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszufinden. Dann kamen wir ins Spiel und das wortwörtlich. Die Stipis wurden zu Abgeordneten der Bundesländern und durften in einem Rollenspiel rhetorischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Unser Thema bzw. unser Gesetz war die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren sowie das dazugehörige Adoptionsrecht. In nur fünf Minuten sammelten wir Argumente und stellten sie vor. Nun konnten wir uns besser vorstellen, wie Gesetzte bestimmt werden.
Das zweite Ziel war der Bundestag, den wir nach einem kurzen Spaziergang vorbei am Brandenburger Tor erreichten. Hier erwartete uns eine Führung durch verschiedene Säle und Räume des Gebäudes. Unsere Fragen rund um das Gebäude und den Bundestag wurden beantwortet und somit das Thema Politik wieder ein Stück näher gebracht. Der Höhepunkt der Führung war die Kuppel, die uns einen Blick über Berlin gewährleistete. Beim Abendessen konnten wir uns mit einer Alumna, die in Berlin studiert austauschen und ihr Fragen rund um das Thema leben und studieren stellen.
Vor der Abreise, am letzten Tag, sammelten wir Eindrücke, wie das Leben während der Zeit, in der Deutschland getrennt war, ausgesehen hat. Dazu hatten wir exklusive Zeitzeugen. William und Elizabeth Dearstyne, Bill und Maude, konnten über ihre Besuche in Berlin erzählen. So gingen wir zu einem Geisterbahnhof sowie zu einen noch erhalten gebliebenen Teil der Mauer. Auch hier bekamen wir einen Blick von oben – dieses Mal die Mauer. Die letzten Stunden hatten wir die Möglichkeit, die East-Side-Gallery zu besichtigen.
Ich bedanke mich im Namen aller Stipendiaten und Stipendiatinnen bei der START-Stiftung, bei den Paten, den Unterstützern, den BetreuerInnen sowie bei William und Elizabeth Dearstyne, die uns diese Reise ermöglicht bzw. uns dabei begleitet haben. Wir können viel Wissen über Geschichte und Politik mitnehmen!
,,Mir hat wirklich alles gut gefallen! Alles war gut organisiert und besonders die Gedenkstätten haben mich sehr berührt. Es wurde mir bewusst, wie schlimm die Zeit gewesen ist!‘‘ – Ceyda Molu
Bericht: START-Vorarlberg Stipendiatin Sarah Mehtic