Jugendliche mit Fluchtgeschichte sind oft isoliert und haben wenig Anschluss außerhalb ihrer Einrichtung. Dies trifft besonders für unbegleitet minderjährige Flüchtlinge zu, die nicht auf ihre Familien zurückgreifen können und alleine in Österreich sind. Viele der (ehemaligen) START-Stipendiat_innen wissen dies aus eigener Erfahrung. Sie engagieren sich bereits zahlreich für jugendliche Flüchtlinge, unterstützen sie bereits persönlich beim Ankommen und Fuß fassen in Wien oder sind als Dolmetscher aktiv. Dieses bereits vorhandene Engagement wollen wir nun verstärkt unterstützen und weiter ausbauen mit dem neuen START-Wien Buddy-Projekt für jugendliche Flüchtlinge.
Flucht ist eine traumatische Erfahrung, dieses Trauma kann sich bei den Flüchtlingen unterschiedlich auswirken. Aufgrund der eigenen Erfahrung als Flüchtlinge sind sie prädestiniert dafür, gegenwärtig ankommenden jungen Flüchtlingen den Weg zur Integration in die österreichische Gesellschaft zu erleichtern. Sie sind die besten Vorbilder, dass es möglich ist, gut in Österreich Fuß zu fassen und können mit ihrem eigenen Erfahrungsschatz wertvolle Tipps geben. Dies unterstützt auch bei einer positiven Verarbeitung des Fluchttraumas. Dafür braucht es aber ein solides Netz an Unterstützung, Beratung und Austauschmöglichkeiten und wir freuen uns sehr, dass wir mit HEMAYAT einen großartigen Kooperationspartner gefunden haben, der auf Basis langer Erfahrung unsere Jugendlichen bestens unterstützen kann! Zudem werden wir nach Bedarf Fortbildungen anbieten, z.B. zur Erkennung von Traumata, zum Asylrecht (und dessen geplanten Änderungen), zu Möglichkeiten, für sich selbst zu sorgen und sich, wo notwendig, auch abzugrenzen uvm.
Anna, Lehrende beim START-Alumni-Projekt „Tannmu“ und Gründerin des Vereins „Integradsion“ berichtet vom ersten Abend:
„Bei unserem 1. Supervisionsabend mit Ricarda und Sonja von Hemayat starteten wir mit einer Vorstellungsrunde. Jeder erzählte ein bisschen von sich. Von unseren Erfahrungen bei der Arbeit mit Flüchtlingen, wo wir das Gefühl haben Unterstützung zu brauchen, was uns beschäftigt. Es gab verschieden Anliegen. Praktische Themen, wie: Zu welchen Behörden muss man gehen? Wo kann man nachfragen? Welche Organisation ist für was zuständig?, aber auch emotionalere: Soll man jemanden auf ein Trauma ansprechen und wenn wie macht man das? Wie schafft man es bei sich zu bleiben und sich nicht emotional von Geschichten erdrücken zu lassen? Also wie kann man sich einen „gesunden Egoismus“ antrainieren?
Da einige selber geflüchtet sind, sprachen wir auch darüber. Wie sich das jetzt anfühlt und wie es sich damals angefühlt hat. Dass es in der Familie auch zu neuen Situationen führt, wenn man flüchtet. Dass sich auf einmal die Rollen vertauschen und man als Kind den Eltern bei vielem helfen muss, weil einem als Kind das Erlernen von Sprachen leichter fällt. Inwiefern trägt man in einer solchen Situation Verantwortung gegenüber seinen Eltern?
Diese Fragen haben wir besprochen, beziehungsweise angefangen. Es war sehr spannend die einzelnen Sichtpunkte zu diskutieren und Ricarda und Sonja haben uns gute Ansatzpunkte gegeben, mit denen wir versuchen können zu arbeiten. Für die nächsten Male haben wir uns Gruppenarbeiten und ein bisschen mehr zu psychologischen Umgangsformen gewünscht.“