Beim Arzt war ich schon öfter, diesmal allerdings nicht als Patient, sondern als Praktikant. Ein großer Unterschied war gleich die weiße Berufskleidung und die Benutzung des Hintereingangs bzw. der Personalräume.
Die Arbeitsabläufe haben mich ab dem ersten Tag beeindruckt. Es gab drei Kabinen, in jeder saß ein Patient mit seinen Unterlagen bereit. Sobald der Arzt mit einem fertig war, ging es mit dem nächsten weiter. Pause erst in vier Stunden? Denn in den Wartezimmern warteten noch eine Menge Leute stundenlang und ungeduldig auf den Arzt. Wieso nur so viele? Die Lage der Praxis spielte eine große Rolle. Kein Wunder, denn die Praxis befindet sich in der Nähe von Wiener-Hauptbahnhof. Natürlich gib es auch viele kranke Menschen, die behandelt werden müssen.
Ich lief dem Arzt hinterher, von einer zur nächsten Kabine wie ein Bodyguard um die verschiedensten Geschichten bzw. die Beschwerden der Patient und Patientinnen zu hören. Während der Patient von seinen Beschwerden berichtet hat, hat der Arzt die MRT- oder Röntgenbilder angeschaut, je nachdem welche Bilder er oder sie mitgebracht hatte oder um welche Erkrankung es ging. Multitasking ist hier eine wichtige Kompetenz. Meistens waren die Patienten ältere Menschen, die Gelenks- oder Rückenprobleme hatten. Für manche Patienten waren ihre Probleme im Haus mit einer physikalischen Therapie lösbar. Anderen halfen Schuheinlagen, mit welchen die Beschwerden gelindert oder vielleicht sogar zur Gänze geheilt werden konnten. Durch Schuheinlagen können sich Knochenverformungen zurückbilden. Das Anpassen von Schuheinlagen und Gipsen war auch im Haus möglich.
Donnerstags waren unter den wartenden Patienten sogar Babys. Sie wurden z.B. mit Ultraschall an den Hüften kontrolliert und es wurde geschaut, ob alles in Ordnung ist.
Schwierig war für mich zu verstehen, wenn der Arzt der Krankenschwester etwas diktierte, etwa die Krankengeschichten der Patienten. Denn da kamen viele Lateinfachbegriffe vor. Hierdurch habe ich gelernt, wie wichtig diese Sprache in der Medizin ist. Obwohl Orthopädie nicht meine Richtung ist, war das Praktikum eine Bereicherung für mich, denn es ist wichtig sich vieles anzuschauen und auszuprobieren, bevor man einen Beruf erlernt. Das haben wir bei START gelernt.
Ich bedanke mich an dieser Stelle beim START-Stipendium für diese großartige Möglichkeit und freue mich auf weitere spannende Erlebnisse.