Menschen stark machen!
So lautete das Leitmotiv der Stifterin Ulrike Crespo. Ein besonderes Anliegen war es ihr, jungen Menschen mit Migrationsgeschichte die kulturelle und berufliche Weiterbildung zu ermöglichen. Als Initiatorin des START-Stipendienprogramms in Wien und somit Grundsteinlegerin von START in Österreich, lag ihr die Förderung der künstlerischen Bildung der Stipendiat*innen sehr am Herzen.
In Erinnerung an ihr Wirken und ihre Persönlichkeit wird von der Crespo Foundation ein Kunstpreis in ihrem Namen vergeben.
† 1950 – 2019
Informationen.
Ziel
Förderung eines künstlerischen Talents innerhalb der START-Jugendlichen. Der UCSKP soll eine künstlerische Weiterentwicklung der Jugendlichen fördern und eine Vertiefung ihrer künstlerischen Neigungen ermöglichen.
Jurymitglieder
Heidi Löber, Zaker Soltani,
Luna al-Mousli, Katrin Bernd
Zielgruppe
Künstlerisch engagierte Jugendliche innerhalb des START-Stipendienprogramms für engagierte Schüler*innen mit Migrationsgeschichte in Österreich
Einreichungen
Jugendliche aus ganz Österreich reichen im Herbst ihre Kunstwerke ein. In diesem Schuljahr 2022/23 wird der Ulrike Crespo START-Kunstpreis zum dritten Mal zum Gedenken an Ulrike Crespo (1950 – 2019) vergeben. Dabei sind insgesamt 19 Werk eingereicht worden.
Kunstformen
Malerei, Grafik, Design, Bildende Kunst, Fotografie, digitale Kunst, Theater & Schauspiel, Tanz & Performance, Musik, Beatbox, Manga, Literatur…
Preis
Einmalige finanzielle Unterstützung in der Höhe von 700 bis 1.500 Euro, die zweckgebunden für künstlerische Weiterbildung, Materialien, Equipment verwendet werden kann. Das Preisgeld wird von Ulli Crespos Lebensgefährten Michael Satke und Heinz Löber gestiftet.
Unsere Preisträger:innen 2023/2024
19 Einreichungen aus ganz Österreich
Erster Preis
Der erste Preis mit einem Preisgeld von 1.500 Euro geht an:
Anastasiia Pashutina aus Salzburg mit ihrem Video „Discarnation“
Zweiter Preis
Der zweite Preis mit einem Preisgeld von 1.000 Euro geht an:
Mariam Nejati aus Oberösterreich mit ihrem Gedicht: Finding my true self
Dritter PReis
Der dritte Preis mit einem Preisgeld von 500.- Euro geht an:
Julia Gapik aus wien mit ihrem Text:
Hamsterrad
Beiträge der Preisträgerinnen 2023/2024
Finding my true self
Finding my true self
In the stillness of the night, I’d stare,
At a reflection full of doubts and despair.
A face that seemed to wear a mask,
Hiding the truth, afraid to ask.
With every glance, the whispers grew,
“You’re not enough; you’ll never break through.”
I compared my heart to those I admired,
Feeling small, as if my spark had expired.
But in the silence, a spark took flight,
A soft whisper, drawing my soul to light,
“Why not embrace the flaws you hide?
The things that make you, you, inside.”
So I took a breath, let the walls fall down,
Stepped into the light, no longer to drown.
I danced with my shadows, I laughed at my flaws,
Each imperfection became a cause.
To celebrate the journey, to honor the scars,
To see beauty in battles, like shining stars.
I found my voice in the chaos and noise,
A melody rising, reclaiming my joys.
Now I stand, with my heart open wide,
No longer a stranger, no need to hide.
For in every stumble, in every tear,
I’ve learned that acceptance is what brought me here.
So here I am, just as I should be,
With every heartbeat, I finally see,
That loving myself is the truest victory.
Mariam Nejati – 2024
Hamsterrad
Wie dieses kleine flauschige Tier.
In meinem roten Kunststoffrad.
Täglich.
Und was dann?
Der Rhythmus fängt von vorne an. Morgens stehe ich auf und laufe in die Schule. Dort erwarten mich meine Verpflichtungen. So viel Verantwortung und das mag ich doch. Das pack ich locker.
Ist doch nur eine Runde im Rad.
Zuhause. Meine Geschwister. Meine zwei kleinen und zuckersüßen Mäuse. Wer spielt denn mit denen, wenn nicht ich? Egal, das passt schon. Ist doch nur ein Spiel und erst die zweite Runde im Rad, das aus Plastik ist.
Aber meine Mama. Sie braucht eine kleine Übersetzungshilfe. Sie hat so viel für mich getan. Das Geringste, was ich machen kann, ist das. Was kostet mich das? Nur die Runde im Rad? Pff, das ist doch nichts.
Nur eine kurze Pause.
Nur kurz aufatmen.
Ein Anruf. Meine Freunde. Nur kurz treffen. Nur eine Stunde. Es ist eine schwere Zeit. Da lauf ich die Runde gerne. Ich bin für sie gerne da.
Es ist 10.
Muss zugeben schon spät.
Jetzt kann ich schlafen.
Aber da in der Ecke. Meine kleine Mathe-Hausübung. Es ist in Ordnung, wenn ich sie nicht mache. Niemand ist perfekt. Aber ich war es doch immer. Faulheit. Keine Disziplin. Warum solltest du sie nicht machen? Reiß dich zusammen. Nur ein Lauf, eine Umdrehung. Na gut!
War doch nicht so schwer.
Kann ich mich jetzt entspannen?
Entspannen?
Nur ein Auge zudrücken.
Was soll das heißen?
Steh auf, du musst gleich los. Du musst weiterdrehen. Lauf, lauf. So schnell wie es deine winzigen Pfötchen erlauben.
Aber warum?
Warum muss ich laufen?
Wen muss ich einholen?
Dich. Du musst besser sein. In deinem Hamsterrad. Da musst du dich einholen.
Julia Gapik – 2024
Unsere Preisträger:innen 2022/2023.
19 Einreichungen aus ganz Österreich
4 gleichwertige Kunstwerke gewinnen je 1.500.- Euro
Preisträger:in
Berivan GÜNGÖR mit dem Gedicht
„To my dearest enemy“
Preisträger:in
Estera-Nicoleta CALIN mit dem Lied inkl. Videoclip
„moldavien, august 2022“
Preisträger:in
Nasir Hossain YOUSEFI mit der Zeichnung
„child of peace“
Preisträger:in
Omran ALMASRI mit dem Kurzfilm
„Heimatlos in Wien“
To my dearest enemy.
Berivan Güngör (Start-Wien)
„Hold on, troublemaker of the earth!
no fly in his right mind
would build a flytrap,
yet you exist.
you are an invention of mankind,
yet you hate.
You’re a man-made creation,
A product of hate, and vile temptation
For centuries you’ve killed, without mercy or care,
Your justice? Based on hate, a heartless affair.
Don’t try to claim your law as just,
It’s tainted with hate, and human disgust,
Your fate is not mine, nor anyone’s to bear.
It’s in no way fair!
Hey, peacebreaker!
What would you do,
if you saw the world like me?
Like a synonym…
If you copied my will and learned my ways,
You’d see the world in a different gaze,
And realize how your cruelty’s causality,
Disgusts me with its casual reality.
Tell me, my dearest enemy!
How come I’m bound to meet you, everywhere I go?
at the playground
And even on TV.
You are not only the biggest crime against humanity
but also humankind‘s biggest felony.
Hey, racism isn’t it enough?“
moldavien, august 2022.
Estera-Nicoleta CALIN (START-OOE)
„Ein sehr emotionelles Erlebnis und hat mich dazu inspiriert, einen Song zu schreiben. Der Song handelt von Nostalgie, Geborgenheit und letztlich Abschied“, so beschreibt die Künstlerin ihr musisches Werk.
child of peace.
Nasir Hossain Yousefi (START-NOE)
Mit dem Werk soll der Wille nach Frieden Ausdruck verliehen werden.
Heimatlos in Wien.
Omran Almasri (START-Wien)
„Wo ist meine Heimat?“, „Was ist überhaupt eine Heimat?“, „Kann ich Wien als meine Heimat nennen, oder ist sie Syrien?“ Diese Fragen beschäftigen den Künstler. Im Kurzfilm macht er sich auf der Suche nach den Antworten, ob es sie wohl finden wird, steht in Frage.
Unsere Preisträger:innen 2021/2022.
29 Einreichungen aus ganz Österreich
Erster Preis
Der erste Preis mit einem Preisgeld von 1.500.- Euro geht an:
Sahar Rajabi und Aria Nuri für ihre Performance „Heute ist nicht der letzte Tag“
Zweiter Preis
Der zweite Preis mit einem Preisgeld von 1.000.-Euro geht an:
Chandra Lexi Cortez für ihr Manga: „Rise up“
Dritter PReis
Der dritte Preis mit einem Preisgeld von 700.- Euro geht an:
Mohammed Alhamadani für seine Zeichnung „Ein irakischer Journalist“
1. Platz
Heute ist
nicht der letzte Tag.
Sahar Rajabi & Aria Nuri (START-Wien)
FRAUENRECHTE Das ist ein kurzes Video über die aktuelle Situation von Frauen in Afghanistan. Ich und meine Freundin Sahar Rajabi haben das in wienxtra-medinénzentrom gefilmt. Wir haben dort ein Studio, Kamera, Ton, Licht und mehr bekommen, dass wir unseren Projekt fertig zu machen. Der Schnitt habe ich selber zu Hause gemacht.
2. Platz
Rise Up.
Chandra lexi cortez (START-VBG)
Eine hoffnungslose Person im Fall, die schlussendlich Hoffnung findet
und den Mut fast wieder aufzustehen.
3. Platz
Ein irakischer Journalist.
Mohammed Alhamadani (START-NOE)
„Die Suche nach der Wahrheit ist der erste Schritt auf dem Weg zum Wohlstand. Wer sich damit nicht auseinandersetzt, bleibt im Dunkeln.“
Mit seinem Bild thematisiert Mohammed das Leben als Journalisten:in, der Widmung die Wahrheit zu erfassen, auch wenn es in manchen Ländern ein Tausch gegen das eigene Leben bedeutet.
Alle Einreichungen 2021/2022
29 eingereichte Werke
Die 29 eingereichten Werke werden im Frühjahr 2022 in den Räumen des START-Wien Büros ausgestellt. Im Zuge der Ausstellungseröffnung werden die Preise an die Preisträger:innen überreicht.
Illustrationen
Skulpturen
Literatur
Every place could be left, except one…
That one that has occupied your soul…
But – and this “but” which sometimes makes your life miserable – sometime you will have…
To be rather rational than emotional…
To follow the voice of your mind…
Instead of the one of your heart…
So that you do not harm yourself…
Harm yourself softly and persistently…
And believe me – unfortunately, I know this from experience –
Harming, hurting, impairing yourself in this loyal and faithful way…
Of remaining within this place, this core, this part of your soul…
Is the worst, the worst, “but” the most honourable, most honourable…“
Der Schnee fällt, aber bleibt nicht liegen
Der Schnee fällt, aber bleibt nicht liegen
Ach, wie gerne würd‘ ich fliegen
Frei in der Luft, vom Winde getragen
Ohne Furcht und ohne Fragen
Als wär‘ ich schwerelos, als wär‘ ich frei
Nichts hat Bedeutung, nichts ist so wichtig
Was zählt ist, dass ich ich bin
Aber ich kann nicht fliegen, ich muss hier bleiben
Ich kann nicht raus, ich bin gefangen
Drum‘ bleib ich liegen, in diesen Scherben
Auch der Schnee, der fällt, muss sterben
___________
Ich bin so schwer, ich bin so träge
Ich bin so schwer, ich bin so träge
Mir ist‘s als würd‘ ich hundert Kilo wiegen
Als müsst‘ ich erklimmen eintausend Stiegen
Als könnt‘ ich nicht vor und nicht zurück
Als steckte ich fest, ganz ohne Glück
So geht es nicht, ich kann nicht mehr
Das Leben gibt mir nichts mehr her
Vergeblich wart‘ ich auf die Rettung
Auch wenn ich weiß es ist nur Hoffnung
Nur Hoffnung ohne jeglich‘ Aussicht
Man muss was tun, bevor es bricht
Oder ist es schon zerbrochen?
Wenn ja, was ist es und wer bin ich?
___________
Warum bin ich so traurig?
Warum bin ich so traurig?
Vielleicht ist es ja nicht schlimm
Vielleicht geht es ja vorbei
Vielleicht morgen, übermorgen
Vielleicht erst in einem Jahr
“Es wird besser ” sagen alle
Aber glauben tu ich‘s nicht.
Warum sollt‘ ich, wenn doch jeder
sein Versprechen immer wieder bricht.“
Again, I look into the depths of the bottomless abyss. I can’t carry this anymore. The weight. The burden. It pushes me down. Down. Further and further into the unlit. It captures me. Slowly but surely. It makes its way from the deepest part of myself to my very Being. Is there something that can save me from the darkness that is chasing me? The darkness that feels like emptiness. That eats me up from the inside. The darkness. That calls me, tries to devour me. It has me. It has put me into chains. Chains that I can no longer escape. I beg and beg. Could I be free? I pleas. I pleas. Let me be free. Say I need some peace. Scream about my peace. I just want to fly. Away. Far far away. Escape this oppressive darkness. Just for a moment. A delightful brief moment. A short period of time. To drop everything. Let go of everything. Feel nothing. Be nothing, but free.
A light bright, brighter, and bright. So bright that it could blind me. It hurts. The pain, it distorts me. It gets warm, warmer, and warmer. I try to feel the light. I try to get closer to the source. It comes closer. Close. I feel my imprisonment easing. I stretch and loll. I try. I try. And all of a sudden. Sudden. Sudden. Them chains, they break. With the last of my strength, I struggle myself up. There is something. Something that strengthens me. It feels familiar. It feels trustworthy. It feels good.
It is the end, of a beginning.“
Ich habe gelernt…
Das Leben beginnt damit, einen Menschen zu lieben,
Nicht mit der Geburt!
Wenn sie großzügig bei der Wertschätzung sind,
Ist die Undankbarkeit auf der anderen Seite.
Wenn du „Ja“ zu jemandem sagst, ist das „Nein“, das du zu dir sagst,
Verkürzt dein Leben substil.
Nicht jede süße Zunge ist aufrichtig.
Manche Menschen sind wie Bienen,
Honig tropft aus ihren Mündern, aber
Sie verstecken die Nadel an ihrem geheimsten Ort.
Ein Mensch stirbt nicht, ohne diese Dinge zu tun,
Von denen er sagt: „Ich kann niemals…“
Ich habe gelernt…
Vergebung erleichtert dich mehr als die andere Person.
Das Geheimnis des langen Lebens,
Ein bisschen egoistisch zu sein.
Zu sprechen, wo du nicht verstanden wirst,
Ist nichts als dich selbst zu ermüden.
Wichtiger als zu lieben, zu vertrauen!
Ich habe gelernt…
Weder Reichtum noch Ruhm.
Nichts Besseres als die Gesundheit im Körper
Und der Frieden zu Hause.
Die Welt eine Schule,
Das Leben ein Lehrer,
Wir Schüler.
Bis zu unserem letzten Atemzug
Lehrt es weiterhin unsere Lektion.“
Film / Animation
Musik
Das Leben – Nach der Erschwernis kommt die Erleichterung
Unsere Preisträger:innen 2019/2020
29 Einreichungen aus ganz Österreich
erster Preis
Der erste Preis mit einem Preisgeld von 1.500.- Euro geht an:
Zidan Aldarwish für ihre Performance „Botschaft an den Krieg“
sonderpreis
Der zweite Preis mit einem Preisgeld von 500.-Euro geht an:
Gul Ahmad Salimi für sein Gedicht „Ich sehe, ich sehe….“
Eine Botschaft an den Krieg.
Zidan Aldarwish
Mit seiner filmischen „Botschaft an den Krieg“ hat der 20-jährige Zidan Aldarwish den ersten Ulli Crespo START Kunstpreis zur Förderung der künstlerischen Bildung von jungen Menschen gewonnen. Aus insgesamt 16 Einreichungen ging er als Sieger hervor, ein Sonderpreis ging außerdem an den 25-jährigen Gul Ahmad Salimi für sein Gedicht „Ich sehe, ich sehe …“. Die Verleihung des Preises, der 2020 erstmals vom Verein START-Stipendien ausgeschrieben wurde, fand nun coronabedingt in kleinem Kreis statt. Genaueres lesen sie HIER
Ich sehe, ich sehe…
Gul Ahmad Salimi
Ich sehe, ich sehe, was du nicht siehst
Ich sehe dich als Mensch und du siehst mich als Flüchtling
Und dieses Wort meint in deiner Logik: Dieb, Mörder und Psycho
Ich sah, ich sah, was du nicht sahst
Ich sah, wie ein Vater seine kleine und
vergewaltigte Tochter weinend beerdigte.
Ich sah, wie der Krieg fünf Kinder und den Mann
von unserer Nachbarin umbrachte.
Arme Frau, sie konnte es nicht verkraften und zündete sich selbst an
Ich sah, ich sah, was du nicht sahst
Ich sah, wie eine Mutter ihre Tochter im Hochzeitskleid beerdigte.
Kannst du dir vorstellen, wie dies schmerzt?
Ich sah, ich sah, was du nicht sahst
Ich sah, wie unser Nachbar sein Baby verkaufte,
um ein wenig Geld zu verdienen,
damit seine Familie nicht verhungert.
In deinem Land aber sterben viele Leute an Überernährung.
Du siehst, du siehst, was ich nicht sehe
Ich meine Mutter und du deine Mutter
Ich meinen Vater und meinen Bruder
Und du deinen Vater und deinen Bruder
Ich weiß nicht, ob du es verstehst, wie es weh tut,
wenn du in jemanden verliebt bist und es vergessen musst,
nur weil du ein Flüchtling bist.
Aber ich weiß es sehr gut.
Ja. Ich bin ein Flüchtling.